Jahresausflug am 19.08.2017 des Schwäbischen Albvereins
zur Universitätsstadt Ulm und UNESCO-Weltkulturerbestätte
Hohle Fels im Aachtal
Nach unserer Bus-Ankunft in Ulm (38 Teilnehmer) besuchten wir zuerst den reichlich bestückten und vielseitigen Ulmer Wochenmarkt auf dem Münsterplatz. Danach wurden wir von unseren Stadtführerinnen herzlich willkommen geheißen.
Eine Selbstverständlichkeit war die Besichtigung des Ulmer Münster mit dem höchsten Kirchturm der Welt von 161,5 m. Das Münster wurde im gotischen Baustil errichtet und ist die größte evangelische Kirche Deutschlands. Ursprünglich als Pfarrkirche erbaut, sollte sie die Kirche der Bürger sein. Ulm hatte damals ca. 10.000 Einwohner, welche die Kirche selbst finanzierten. Unsere Gästeführerin erklärte uns sehr anschaulich, im Mittelalter habe dieser sakrale Bau bis zu 22.000 Kirchgängern Platz geboten. Die Menschen mussten nämlich stehen. Heute sind es 2000 Sitzplätze, bei besonderen Veranstaltungen jedoch das Doppelte. Im Ulmer Münster gibt es 5 Orgeln, die alle zu unterschiedlichen Anlässen gespielt werden; die große Hauptorgel hat 5 Manuale mit fast 9000 Pfeifen. Besonders beeindruckt haben uns die bunten Chor- und Seitenfenster, wobei jedes Fenster ein anderes biblische Thema beinhaltet. Das Münster hat eine sehr lange Bauzeit hinter sich: von seiner Grundsteinlegung 1377 bis zur Vollendung des Kirchturms 1890 sind es 513 Jahre.
Ulm wurde im Zweiten Weltkrieg über 80 % zerstört. Das Münster jedoch überstand die Luftangriffe 1944/45 weitgehend unbeschädigt.
Bei unserem weiteren Rundgang durch die historische Altstadt staunten wir über das Rathaus mit der üppigen Fassadenbemalung, gelangten in das Fischer- und Gerberviertel mit seinen Fachwerkhäusern, kleinen Gassen und Brücken über die Blau. Wir schauten an der Stadtmauer über die Donau nach Neu-Ulm, also nach Bayern. Neu-Ulm am rechten Donauufer wurde erstmals 1814 aktenkundig. Wir hörten vom Ulmer Fischerstechen, einem echten Turnier, das evtl. im 14 Grad C. kalten Donauwasser endet und nur alle 4 Jahre stattfindet; vom Schwörmontag, einem traditionellen Ulmer Volksfest, das die Machtverhältnisse der einstigen Patrizier mit den Zünften widerspiegelt. Wenn die Schwörglocke leutet wird vom Oberbürgermeister ein Eid auf den großen Schwörbrief aus dem Jahre 1397 – die Stadtverfassung – abgelegt. Er lautet: Reichen und Armen ein gemeiner Mann zu sein in allen gleichen, gemeinsamen und redlichen Dingen ohne allen Vorbehalt.
Unser nächstes Ziel war die Karsthöhle Hohle Fels im Aachtal bei Schelklingen, ca. 20 km westlich von Ulm. Von 3 Felsstotzen (Schwamm-Algen-Riffe) am Berghang war die mittlere der Hohle Fels. Unser Höhlenführer begrüßte uns vor der großen Hallenhöhle. Die Deckenhöhe der Eingangshalle beträgt bis zu 30 m. Das gesamte Jahr herrscht eine konstante Temperatur von 10 Grad C. Im Hohle Fels haben sich Geräte aus organischem Material wie Elfenbein, Geweihe und Knochen besonders gut erhalten. Seit 1977 wird jährlich im Sommer im Auftrag der Universität Tübingen und unter Aufsicht des Denkmalamtes Schelklingen gegraben. 2008 wurden z.B. bei diesen Grabungen die „Venus vom Hohle Fels“ und die „Geierflöte“, beide ca. 42.000 Jahre alt, gefunden. Unser Führer erklärte uns, dass diese Figuren damit die älteste plastische Menschendarstellung und das älteste Musikinstrument der Welt sind. 2002 fanden die Studenten bei ihren Grabungen ein „Löwenmenschle“ (ein Mischwesen) und 1999 einen Pferdekopf. Die Figuren sind aus Mammutelfenbein gefertigt, während die Geierflöte aus Gänsegeierknochen hergestellt wurde. Jüngster Fund: Perlen aus Mammutelfenbein. Das deutet darauf hin, dass Menschen schon vor 42.000 Jahren Schmuck zur Kennzeichnung einer Gruppenidentität anfertigten. Die Grabungen dokumentieren einen Zeitraum von 65.000 Jahren von der Besiedlung durch den Neandertaler bis zum Mittelalter.
Die Höhle wird aber auch wegen der guten Akustik für Konzerte benutzt.
Seit 9. Juli 2017 ist der Hohle Fels neben fünf weiteren Eiszeithöhlen der Schwäbischen Alb in die Liste des UNESCO-Welkulturerbes aufgenommen und hat dadurch weltweit an Bedeutung gewonnen.
Nach soviel Eiszeitarchäologie, Schöpfungskraft und Kunst unserer Urahnen schmeckte uns das Abendessen im Wirtshaus zum Silberwald in Neu-Ulm ganz besonders. Unser Dank für diesen schönen, erlebnisreichen Tag gilt unserer Vorsitzenden Christel Krumm und Hannelore Scharpf.
Gertrud Wieland