Kurt Schaible: „Der Neckar im Wandel der Zeit“

Bei einer gemütlich-interessanten Zusammenkunft des Schwäbischen Albereins im Wanderheim des Alten Schlosses am 11.11.2015 schlug Herr Kurt Schaible einen weiten Bogen über die vielfältige Nutzung in und am Neckar, insbesondere auch in Beihingen. Der Vortrag war mit viel Herzblut, Wissen und Erfahrung gepaart und wurde durch alte Neckarkarten – die älteste 1598 von Schickhardt – bis zu den heutigen topografischen Karten ergänzt.

Die Kies- und Sandgewinnung war u.a. ein Stoff, der beeindruckte. Für Beihingen bot sich diese Nutzung an, denn der Talgrund des Neckars ist metertief und mit glatt geschliffenen Kieselsteinen angefüllt. Man erfuhr, dass der Stuttgarter Unternehmer Nanz ab 1906 bis 1922 Kies aus Beihingen, Ingersheim und Pleidelsheim mit einer Drahtseilbahn vom Neckar zum Beihinger Bahnhof beförderte. Später und insbesondere nach dem 2. Weltkrieg wurde die Sand- und Kiesgewinnung durch die Firma Valet und Ott unter ganz anderen Bedingungen wiederbelebt.

Schaible erläuterte die Anfänge der Neckarschifffahrt, wo die Schiffe mit Seilen talaufwärts von Pferden auf den sogenannten Leinpfaden gezogen werden mussten. Zeugen der Leinpfade (Schleifspuren) sind an der Neckarbrücke in Beihingen noch vorhanden.

Ab 1935 erfolgte der streckenweise Ausbau der Großschifffahrtstrasse zwischen Mannheim und Plochingen. Auf 220 km wurden 27 Staustufen mit einem Höhenunterschied von 161 m eingebaut. Alle möglichen Güter werden seither auf dem Neckar transportiert: Kies, Sand, Baustoffe, Stein- u. Braunkohle, Eisen, Stahl, Schrott, Getreide, Mineralöle und vieles mehr.

Ein weiteres Thema war die Fischerei, die in Hegegemeinschaften aufgeteilt ist. Das Fischereirecht von 1554 besagt, dass die Beihinger nur donnerstags so viel Fisch fangen durften, wie für den eigenen Verbrauch notwendig war. Heute wird das Fischereirecht durch die Wasser- und Schifffahrtsverwaltung vergeben. Man hörte gerne, dass der Neckar wieder sehr fisch- und artenreich ist, obgleich der Kormoran für die Fischpopulation doch sehr schädlich sein kann. Auch die Wasserkraftnutzung wurde erwähnt, die nach Fukushima eine ganz neue Qualität bekommen hat. Die erste Beihinger Neckarbrücke, erbaut unter König Karl, überspannte den Fluss von 1875 bis 1945. Man kann heute noch die Inschrift „Staatsminister v. Sick“ erkennen. Die Einweihung muss eines der größten Feste gewesen sein, die der Ort je erlebte.

Zu guter Letzt berichtete Schaible über Hochwasser und Hochwassermarken im Laufe der Jahrhunderte. 1824 war wohl der höchste überlieferte Hochwasserstand, der den Pegel von 1978 noch übertraf. Die Hochwassermarkentafel kann in Beihingen, Benninger Str. abgelesen werden. Beim Hochwasser von 1978 müssen sich in Beihingen dramatische Begebenheiten abgespielt haben: Hier konnten einige Zuhörer auch aus eigener Erfahrung berichten.

Das war Heimatgeschichte pur und unser besonderer Dank gilt Herrn Kurt Schaible für seine spannenden Ausführungen.

Gertrud Wieland